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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 12.02.2013

Besuch aus dem Ort, in dem Katharina Kepler starb

Nach der Beendigung des 6 Jahre dauernden Hexenprozesses und ihrer Entlassung aus der Güglinger Haft konnte Katharina Kepler nicht mehr nach Leonberg zurückkehren: Der dortige Vogt bat den württembergischen Herzog darum, sie anzuweisen, "anderwärts zu wohnen". Dies sollte zum einen ihrem Selbstschutz dienen, aber auch der Bevölkerung keine ständige Erinnerung an die letztliche Niederlage des Vogts bieten. Und nach allem war die einst sehr vermögende Gastwirtstochter nun vollkommen mittellos - sie war gezwungen gewesen, ihren sämtlichen Besitz für die Begleichung der Prozesskosten zu veräußern.

 

Sonderausstellung Hexen Katharina Kepler

Besuchergruppe aus Roßwälden: Ortshistoriker Walter Zwicker (2. v.r.), Ortsvorsteher Theodor Mayer (li.), Gabriele Mühlnickel-Heybach vom Kreisarchiv des Landkreises Esslingen (3. v.li.) und weitere Mitglieder vom "Stammtisch Heimatkunde" mit Museumsleiter Enrico De Gennaro (re.).

 

Eine wiederholte Anlaufstelle war für Katharina Kepler der Haushalt des Pfarrers Georg Binder gewesen, der mit ihrer Tochter Margareta verheiratet war. Zunächst versah er seine Stelle in Stuttgart-Heumaden (wo man Katharina Kepler auch in einer Nacht- und Nebel-Aktion verhaftete), anschließend in Roßwälden (heute gehörig zu Ebersbach an der Fils). Dorthin begab sich Katharina Kepler nach ihrer Freilassung und verstarb bereits sechs Monate später u.a. an den Folgen der 14-monatigen Haft am 13.4.1622 in ihrem 75. Lebensjahr.

 

Aus Roßwälden kamen am vergangenen Sonntag auch Gäste speziell wegen Katharina Kepler nach Güglingen: Eine Abordnung vom "Stammtisch Heimatkunde" um den Ortshistoriker Walter Zwicker hat von der aktuellen Sonderausstellung erfahren und wollte sich im Rahmen einer gebuchten Führung gezielt über die Darstellung des Hexenprozesses gegen die einstige Mitbürgerin informieren. Besonderen Anklang fand bei der Gruppe u.a. die Weiterführung des Themas in Richtung der heute allgegenwärtigen Mobbing-Problematik.

 

Sonderausstellung Hexen Katharina Kepler

Fester Bestandteil des Historischen Ortsrundwegs: Die Katharina-Kepler-Stele auf dem Alten Friedhof von Roßwälden (Foto: Walter Zwicker, Roßwälden).

 

Eine heute noch zu besichtigende Grabstätte existiert von Katharina Kepler in dem heute rund 2000 Einwohner zählenden Ort zwar nicht, doch erst 2011 wurde ihr dort auf engagierte Weise ein Denkmal gesetzt, wie die Roßwälder Gäste stolz berichten konnten: Im Bereich des Alten Friedhofs, auf dem sich ihr Grab befunden haben muss, wurde eine Stele errichtet, deren Inschrift nicht nur an Katharina Kepler selbst, sondern auch an Sohn Johannes und Tochter Margareta erinnert.

 

Sonderausstellung Hexen Katharina Kepler

Die bronzene Gedenktafel auf der Stele hält seit 2011 die Erinnerung an Katharina Kepler in Roßwälden wach (Foto: Walter Zwicker, Roßwälden).