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Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 09.09.2014

Spannender Neufund: Eine germanische Lanzenspitze aus der Völkerwanderungszeit

Ulrich Peter aus Güglingen-Frauenzimmern hat immer ein besonders glückliches Händchen, wenn es um bedeutsame Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit geht. Das zeigte sich wieder im Herbst vergangenen Jahres: Bei seinen Streifzügen über die heimische Ackerkrume fand er zwischen Frauenzimmern und Brackenheim ein Eisenobjekt – unweit jener reich ausgestatteten römischen Villa, die derzeit im Mittelpunkt der "Odyssee"-Schau des Römermuseums steht.

 

Schnell wurde deutlich, dass es sich dabei um eine besonders gut erhaltene, 5 cm breite und 24 cm lange Lanzenspitze handelte und jetzt können, nachdem Restaurierung und wissenschaftliche Autopsie des Fundes abgeschlossen sind, weiterführende Aussagen zu diesem spannenden Fund gemacht werden: Es handelt sich um eine germanische Lanzenspitze aus der Völkerwanderungszeit, jener Epoche, die sich bei uns unmittelbar nach dem Ende der römischen Besiedlung anschließt.

 

Germanische Lanzenspitze

 

Germanische Lanzenspitze

Die Lanzenspitze des Typs "Adler Le1" im Zustand vor und nach der Restaurierung, welche in den vergangenen Monaten vollkommen unentgeltlich von einer Restauratorin des Historischen Museums der Pfalz in Speyer vorgenommen wurde, wofür ihr besonders großer Dank gebührt.

 

Als besonders schwierig stellte sich zunächst die typologische Einordnung des Fundes heraus, da aus jener Zeit in Baden-Württemberg Vergleichsfunde, wie z.B. aus Gräbern, weitgehend fehlen. Derartige Vergleiche finden sich jedoch in Gräberfeldern an der Mittel- und Niederelbe, wo u.a. die ursprüngliche Heimat jener germanischen Stämme war, die sich nach der Völkerwanderung in Südwestdeutschland niederließen.

 

Aufgrund der Form und verschiedenster Details konnte nun die wissenschaftliche Bestimmung abgeschlossen werden: Der vorliegende Lanzenspitzentyp (genannt "Adler Le1") kann somit in etwa in den Zeitraum von der zweiten Hälfte des 3. Jh. bis ins beginnende 4. Jh. n. Chr. gesetzt werden. Der Fund ist daher ein weiteres eindrucksvolles Zeugnis für die Ankunft unserer Vorfahren in unserem Raum in nachrömischer Zeit.