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Aktuelles (Archiv)

Aktuelles | De Gennaro, Enrico | 18.09.2012

Güglinger Kepler-Handschrift nur noch diese Woche im Original zu sehen

Eines der aussagekräftigsten Exponate zum Güglinger Hexenprozess gegen Katharina Kepler stellt in der aktuellen Sonderausstellung "Hexen, Tod & Teufel" eine Original-Handschrift von Johannes Kepler dar, die dieser am 10.6.1621 (übrigens auf den Tag genau 391 Jahre vor der Eröffnung der Ausstellung) in Güglingen verfasst hat. Gerichtet war der vierseitige Brief an Herzog Johann Friedrich von Württemberg. Mit ihm ersuchte der große deutsche Mathematiker und Astronom darum, dass sich der Herzog für eine Beschleunigung des von der hiesigen Obrigkeit verschleppten Prozesses einsetzen möge.

 

Eine der bleibenden Auswirkungen des Güglinger Prozesses auf das Justizsystem im damaligen Württemberg war übrigens, dass schon wenige Wochen nach dem Freispruch von Katharina Kepler 1621 im gesamten Herzogtum die willkürliche Verschleppung eines Verfahrens ebenso untersagt wurde wie das Vorgehen gegen Verdächtige ohne Wissen und Befehl des Oberrates (der damalige Vorläufer der heutigen Innen-, Justiz- und Staatsministerien).

 

Sonderausstellung Hexen Katharina Kepler

Johannes Keplers Handschrift: Zu Beginn des Prozesses wirkte sie noch ausschweifend und wahrlich von der Feder eines großen Genies gezeichnet - im Laufe der Zeit begann sie jedoch seinen zerknirschten und immer verbitterter werdenden inneren Zustand widerzuspiegeln.

Abbildung: Württ. Landesbibliothek Stuttgart, Cod. iur. fol. 211, 33.

 

Die Handschriftensammlung der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart hat den Brief als Leihgabe für die Sonderausstellung zur Verfügung gestellt. Da derart sensible und wertvolle Dokumente üblicherweise nur für einen Zeitraum von rund 3 Monaten außer Haus gegeben werden, wird er in der kommenden Woche in der Ausstellung durch ein Faksimile ersetzt, das allerdings nicht weniger ansehnlich ist.

 

Wer jedoch den Reiz des Originals erhaschen und den Brief Johannes Keplers noch einmal an jenem Ort sehen möchte, an dem er einst geschrieben wurde, kann dies noch bis Sonntag im Römermuseum tun.